Zentralschweizer Grillplausch 2023

Zentralschweizer Grillplausch 9. Juli 2023

Spezialitäten aus der Käserei und vom Holzkohlengrill

Text: András Széplaky; Fotos: Rolf Herzig (2), Marlène Kropfli (5), Gary Massatti (1), András Széplaky (1)

Hurra! Man sieht es bereits von weitem: Die seit Jahren dauernde Grossbaustelle an der und um die Reussbrücke in Gisikon ist abgeschlossen. Auch erkennt man in der am Morgen des 9. Juli bereits munter scheinenden Morgensonne, dass die Sonnenterrasse des Zentralschweizer Clublokals Hotel/Restaurant «Tell» voller Leute ist – das wird wieder ein gut besuchter Grillplausch werden!

Am grossen Parkplatz stehen bereits einige Mercedes-Benz-Fahrzeuge aus dem frühen sowie aus dem vorherigen Jahrhundert. An der Sonnenterrasse stutzen wir: Lauter fremde Gesichter! Der plötzlich auftauchende Wirt bringt des Rätsels Lösung: «Mercedes-Leute bitte rechts in den Saal». Auch dieser ist bereits recht voll, Donat, der Stammleiter, klärt uns auf: Es sind 22 Anmeldungen eingetroffen für 44 Teilnehmende und keine ein­zige Absage.

Nach dem obligaten Kaffee und Gipfeli hupt Donat für Aufmerksamkeit, um uns über die Tücken der Strecke nach Einsiedeln zu orientieren – diese sind im Roadbook auch konsequent rot gedruckt. Er kann auch drei Neumitglieder begrüssen: Keller Michel mit Tamara sowie Bürki Max. Punkt 9:00 Uhr ist dann Start, doch auf der ersten freien Strecke halten wir kurz rechts an, damit sich die Kolonne wieder findet. So bleibt diese auch mehr oder minder vollständig zusammen – sehr zur Freude der spontanen Zuschauer – bis zum Eintreffen in Einsiedeln. Dazwischen erwartet uns eine wunderschöne Fahrt durchs Knonaueramt, am Kloster in Kappel am Albis vorbei, weiter über Sihlbrugg, Menzingen, Schindellegi und Biberbrugg nach Einsiedeln.

Der Landi-Parkplatz in Einsiedeln war für einmal mit Mercedes-Benz Oldtimern belegt

Die Milchmanufaktur, eine Schaukäserei, ist in einem modernen Gebäude untergebracht mit Terrasse für Restaurantgäste und Teilnehmerinnen und Teilnehmer der rund 1’000 Führungen pro Jahr sowie grossem Verkaufsladen für eigene und viele weitere regionale Produkte. Unser kundiger Guide Othmar erklärt die Entstehungsgeschichte dieses erst seit dem Jahre 2015 existierenden Betriebes

 

 

Die unsäglichen EU-Bestimmungen führten 2008 zur Liberalisierung der Milchproduktion. Als Folge brach der Milchpreis zusammen, viele Bauern hörten auf oder stellten ihre Produktion um. Die Käseherstellung wurde fast ausschliesslich von Grossbetrieben übernommen, die Dorfkäsereien verschwanden. Im Umfeld von Einsiedeln schlossen sich acht Bauern zusammen und nahmen das Geschäft selbst in die Hand. 2015 waren es dann bereits 250, so entstand auch die «Milchmanufaktur» als AG, deren Teilhaber die Milchproduzenten sind. Die Manufaktur versteht sich als Kleinbetrieb, ­wobei täglich 3’000 bis 6’000 Liter Heumilch verarbeitet werden, je nach Mozzarella- oder Raclette-Saison. Es werden ausschliesslich Käse und Joghurt hergestellt, neu kommen «Pausengetränke» auf Molke-Basis dazu mit Fruchtaromen und einer sehr hohen Proteindichte. Nach einem erfrischenden Probierglas mit Erbeeraroma geht es in die Käseproduktion.

Diese soll denkbar einfach sein, benötigt werden lediglich Milch, Erwärmung, ausgesuchte Bakterien, Zeit für Reife und Pflege sowie Hygiene. Entsprechend ziehen wir Einwegpelerinen, Kopfhauben und Schuhüberzüge an. In der Produk­tionshalle ist der Boden nass, überall gibt es die kleinen Pfützen über den Abläufen, in denen die Schuhsohlen desinfiziert werden. Othmar erklärt die einzelnen Produktionsschritte, an denen wir entlang schlendern. Erstaunlich: Von den gesamthaft 45 Beschäftigten sind nur deren fünf in der Käse- und Joghurtproduktion tätig. Der grosse Rest entfällt auf den Laden, das Restaurant, die Führungen sowie Administration.

Nicht als Regenschutz gedacht: Die Pelerinen mussten in der Käserei aus Hygienegründen ange­zogen werden

Die für den Geschmack benötigten, unterschiedlichen Bakterien werden in flüssiger Form nach Wunsch angeliefert. Othmar klärt uns erneut auf: Es werden heute noch Bergkäsesorten auf der Alp ganz natürlich hergestellt. Diese schmecken unterschiedlich und Romantiker reden sich ein, das läge am Gras, das die Kühe fressen. Aber weit gefehlt, das liegt einzig an den unterschiedlichen Bakteriensorten, die auf der Alp in der Luft umherschwirren. Natürlich dürfen wir auch etliche Proben aus den zuckerarmen Joghurtsorten verkosten sowie dreierlei der hier hergestellten Käsesorten. Hmmm, tolle Appetizer…

Der Betrieb verzichtet auf das teure Bio-Label, die Abnehmer wissen es ohnehin: Mehr Bio, als hier verarbeitet wird, geht nicht mehr. Die unzähligen Produkte im schönen, repräsentativen Laden umfassen ausser den eigenen auch solche aus regionaler Produktion.

Auf kurvenreicher Strasse geht’s Richtung Root

Die zweite Etappe unserer Fahrt hat das gemeinsame Mittagessen in Root zum Ziel. Sie führt uns zurück via Biberbrugg und Sattel nach Arth am Zugersee. Eine schöne lange Fahrt am See entlang bringt uns nach Küssnacht und weiter nach Udlingenswil. Danach zweigen wir ab Richtung ­Michaelskreuz: eine spezielle Challenge! Die Strasse ist schmal, kreuzen schwer bis unmöglich. Zum Glück kommt uns kein Fahrzeug entgegen. Oben angekommen geht es auf die historische Rennstrecke, auf welcher schon vor 100 Jahren Rennwagen von Root aus hinaufgedonnert sind. Leider dürfen wir nur hinunter fahren, keine Streckenposten, keine Fahnen, keine Rennatmosphäre…

Das Restaurant «Bahnhöfli» entpuppt sich als gemütliches Steakhouse. Die Einrichtung ist entsprechend, der Wirt, der ehemalige Tell-Wirt und guter Kollege von Gust, werkelt munter an der Theke. Hinter ihm ein Riesenkamin, in welchem bei unserer Ankunft das Holzfeuer lodert. Nach dem ausgiebigen Salatteller sehen wir, wie über dem Glutteppich grosse Stücke Rind- und Schweinefleisch sowie Pouletbrüste brutzeln. Das Verheissungsvolle sieht dann auch auf den Tellern zum «Reinbeissen» aus, was wir auch tun und das zart gegarte Fleisch geniessen, inklusive leckerer Bei­lagen, alles ofenfrisch, alles heiss.

Gary Massatti (Mitte) überreichte den Organisierenden Donat und ­Liliane Keusch je eine Flasche MBVC-Clubwein

Noch vor dem herzhaft schmeckenden Dessert-Kelch verabschiedet sich Donat von seinem treuen «Publikum» und tut seine Freude über die unfall- und pannenfreien Fahrten kund. Er wie auch alle im Saal freuen sich bereits auf den nächsten Grillplausch. Bei dieser Gelegenheit übernimmt auch Gary, unser neuer Präsident, das Wort und bedankt sich bei den Organisatoren, bei Donat und seinen Helferinnen Liliane, Patricia sowie ihren Töchtern Lara und Amy. Eine Teilnehmerin wirft ein: Man könne die Fahrt auch als «Viel-Seen-Fahrt» bezeichnen und rasch werden sieben Seen, die wir gesehen haben, aufgezählt: Zürichsee, Wilersee, Hüttnersee, Sihlsee, Ägerisee, Lauerzersee und Zugersee.

Garys anerkennende Worte werden am Schluss mit starkem Applaus bekräftigt.

Die letzten Gespräche und Verabschiedungen finden auf dem Parkplatz statt, während sich dieser allmählich leert. Auch wir sagen im Namen aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer: Danke euch lieber Donat und liebe Liliane sowie euren «Assistentinnen» für diesen interessanten, lehrreichen und nicht zuletzt schmackhaften Tag!

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