Jahresausfahrt 2019

MERCI – Fahrt durch die Nordwestschweiz. Die Landschaft fliegt vorbei. Jetzt setzt heftiger Regen ein. Unserer guten Laune tut das keinen Abbruch. Die kleinen Scheibenwischer des Oldtimers arbeiten. Nichts geht automatisch. Keine Sensoren. Da kann der Co-Pilot aktiv mittun.

Iris Schmedding
 
Parkieren beim Club Lokal des Nordwestschweizer MBVC Stamms in Egerkingen. Fröhliches Begrüssen. Namen fliegen durch die Luft. Simon, Martin, Yvonne… Da ist sie wieder beisammen, die MBVC-Familie. Die Teilnehmerliste im bestens aufbereiteten Roadbook zeigt: Es sind 35 Fahrzeuge und fast 70 Teilnehmer mit von der Partie. Die Jahresausfahrt 2019 hat begonnen.
 
Peter Winet eröffnet diese offiziell mit einer Ansprache. Er informiert über die wichtigsten Punkte der geplanten Tour und wünscht allen Fahrern und Beifahrern zwei unfallfreie, erlebnisreiche Tage. Insbesondere verdankt wird das Engagement der Firma «Kestenholz Classic Car», vertreten durch Stephan Kestenholz und Hans Peter Schiess, die sich auch als Besenwagen-Team zur Verfügung stellen. «Dies gibt uns Sicherheit», fomuliert Peter.
 
Ausgerüstet mit einer Tasche, gefüllt mit Gaben der Sponsoren, «Eptinger Wasser» für Fahrer und Beifahrer und einer besonderen Tasse der Firma Motorex Oil of Switzerland, gehts zu den Fahrzeugen. Gute Fahrt!

     

Die erste Etappe beginnt. 100 km Tagesstrecke liegen heute insgesamt vor uns. Es heisst also Tageszähler auf Null stellen und los geht‘s. Einen Gesamtüberblick verschafft die Karte im Roadbook, sodass wir jederzeit wissen, in welcher Ecke der Schweiz wir uns bewegen.
 
Die Nordwest-Schweiz ragt bis in die Zentralschweiz hinein. Die Brüder Paul und Peter Winet haben eine interessante und zugleich lehrreiche Tour de Suisse konzipiert. Wir sind gespannt.
 
«Schaut auch in den Rückspiegel». An diese Regel erinnert Paul Winet bei der Abfahrt. Vorneweg elegant und souverän, führt der 600er Mercedes der Brüder Paul und Peter die Gruppe an. Die ältesten Modelle fahren ganz vorn im Konvoi, gefolgt von individuell schöngepflegten Old- und Youngtimern. Zum Schluss der stets präsente Besenwagen der Firma Kestenholz.

Wir durchfahren Fels-Formationen, erleben die Natur um uns herum, freuen uns am Petunienschmuck an Brücken und nehmen viele schmucke Dörfer wahr. Ein Imker winkt, der am frühen Morgen zu seinen Bienen schaut. Und der Sommer grüsst am Strassenrand in Form einer grossen Erdbeere, die Vorbeifahrende auf süsse Früchte aufmerksam macht.

Wir haben keine Zeit für einen Stop, sondern verfolgen die Informationen im Roadbook, schauen wie besprochen in den Rückspiegel und freuen uns immer wieder an den vor uns fahrenden Oldtimern, dem 170 V von Hansruedi Koch und dem 170 S von Werner und Madeleine Rieke… Aufschliessen!

In der Luft ein Gleitschirmflieger, der zur Landung ansetzt. Die Szenerie wandelt sich, plötzlich wird es ganz französisch. Man liest «Laiterie» und «Alimentation» und ein Restaurant heisst «Fleur de Lyss».

Die Strecke wird anspruchsvoller und steigt stetig an; der Wald ist nebelverhangen; dynamisch nehmen alle Fahrer die engen Kurven. Es ist ein einmaliges Schauspiel, zu sehen, wie vorn der 600er der Organistoren Paul und Peter alle anderen nach sich zu ziehen scheint; 35 wunderschöne Fahrzeuge der MBVC-Familie zeigen sich von ihrer besten Seite. Im Vorfeld wurde geputzt und gepflegt. Alle Wagen glänzen, als die ersten Sonnenstrahlen die Wolkendecke durchbrechen.
 
An der Ferme la Hauteur haben wir die höchste Stelle der aktuellen Wegstrecke erreicht. Malerisch präsentiert sich das Berg-Restaurant Klein Schoenenberg. Durch die Kurven rauschen wir im offenen 220er Cabriolet B; kein Gegenverkehr bis auf die Ambulanz, die es eilig hat. Es kommt uns vor, als würden wir einen prachtvoll bebilderten Kalender der Schweiz durchblättern. Ein Holzstapel, das Postauto; ein idyllischer Samstagmorgen. Wir passieren die Eisenbahn-Dreh-Rotonde im städtischen Delémont, um bereits nach wenigen Minuten wieder inmitten der Natur zu sein.

Das Fahren im Oldtimer erlebt man direkter, jede Unebenheit ist zu spüren. Die Geräusche sind unmittelbarer. – Schon bald heisst es «Willkommen in Baselland» und «Willkommen im Laufental». Das Städtli mit Stadttor passieren wir und es geht bergauf. Der Challpass bringt uns auf 948 m – ein Schild bei der Chall-Höchi zeigt es an. Nach dieser Anstrengung haben sich die Fahrer und ihre Co-Piloten das feine Z‘Mittag redlich verdient. Wir werden im Restaurant des «Pantheon Basel, Forum für Oldtimer», verwöhnt. Es gibt etwas Feines auf dem Teller und dann dürfen wir die tollen Exponate der Sonderausstellung «Ikonen und Boliden» bestaunen. Die Ausstellung zeigt das Spannungsfeld zwischen klassischem Urahn und heutiger Neuinterpretation. Grossformatige Fotos beleben die Exponate. Info-Tafeln fassen die Eckdaten der ausgestellten Fahrzeuge zusammen. Es ist ein kurzweiliger Rundgang, auf dem man Bekanntes wiederentdeckt und Neues erfährt.

     

Das Programm geht weiter und bleibt interessant. Rund um Muttenz haben sich grosse Konzerne angesiedelt. Im Vorbeifahren erhalten wir Einblicke, sehen Firmenanlagen der Linde Groupe, BASF und Novartis. Bald sind wir am Tagesziel, dem historischen Gasthaus «Bad Bubendorf». Hier wurde 1833 der Halbkanton Baselland gegründet, als Stadt- und Landbürger Gleichberechtigung verlangten.

Wir dürfen an diesem historischen Ort miteinander anstossen. Das Fahren hat durstig gemacht. Schnell findet man sich auf der Terrasse des einladenden Gasthauses zusammen, nachdem alle Fahrzeuge gut parkiert sind. Das OK-Team hat nach individueller Absprache um Unterstellen der älteren Fahrzeuge in einer nahegelegenen Tiefgarage Sorge getragen. An alles wurde gedacht!

Hier, im ungezwungenen Rahmen, spricht das OK-Team der Firma Kestenholz seinen persönlichen Dank aus und übergibt Stephan Kestenholz zur Erinnerung das Schild der MBVC-Jahresausfahrt 2019 als Zeichen der gelungenen Zusammenarbeit und Verbundenheit.

Der Abend klingt im Garten, später dann im historischen Saal in angenehmer Runde aus…

Am frühen Sonntagmorgen geniessen wir das Z‘Morge Buffet, sind bereits wieder in interessante Gespräche eingetaucht, als die Hupe vor dem Hotel erklingt: Die Fortsetzung der MBVC Jahresausfahrt 2019 soll pünktlich beginnen. Schnell ans Steuer!
 
Das Team Reini und Doris Ott hat sich am 1. Tag der Ausfahrt verabschiedet; am zweiten Tag der Ausfahrt stossen Bernhard und Marléne Kropfli dazu und nehmen mit ihrem 170 Va von 1951 Platz 3 in der Kolonne ein.
 
Heute ist die Jungmannschaft der Firma Kestenholz als Besenwagen aktiv. Cédric Schiess und David unterstützen uns im Begleitfahrzeug.
 
Die Kolonne zieht immer wieder die Blicke interessierter Passanten auf sich, als sie durch sonntäglich herausgeputze Ortschaften rollt. Wir geniessen die weiten Ausblicke von den Höhen und das Vogelgezwitscher. Alle Teilnehmer verfolgen, wie immer wieder die Kantone wechseln.

«Achtung!» warnt eine Tafel. «Junge Baby-Füchse».

Die kurzweilige Fahrt führt uns schliesslich zum Abschluss der Jahresausfahrt in den «Landgasthof Bad Gutenburg» nach Lotzwil / Gutenburg. Helga und Daniel Baumgartner fassen es in einem ehrlich gemeinten Ausruf zusammen: «Schön»!
 
Die Jahresausfahrt 2019 klingt mit einem scherzenden Schlusswort des MBVC-Präsidenten Christian Haltner aus: «Gut habt ihr es gemacht, Paul und Peter. Dieser Applaus gehört euch! Ihr habt an alles gedacht, fast überall an den Strassen war für uns geflaggt. Eine herrliche Tour, vorbildlich geplant und realisiert. Wir freuen uns auf die nächste Ausfahrt mit euch.»
 
Dem können wir uns nur anschliessen. Bravo und ein grosses MERCI.
 
 
Weiter Impressionen sind in der Bildergalerie zu finden
 
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