Herbstausfahrt 2019
Vortages-Anreise aus der Ostschweiz am Samstag, 6. Oktober 2019.
Sonja & Kurt Schweizer
Acht Ostschweizer Teilnehmende trafen sich am Samstag 5. Oktober um 10.00 Uhr im Stammlokal Toggenburgerhof in Kirchberg, um die Anfahrt auf den Gotthardpass gemütlich anzugehen. Unsere Neumitglieder Hansruedi und Ursula Siegenthaler hatten Mut und fuhren mit Ihrem schönen W 108 / 280 S von 1971 vor.
Nach gemütlicher Fahrt zu unserem jüngsten Stammlokal im Hotel Schäfli in Siebnen, wo uns Stammvater Nic Werder einen schönen Tisch fürs Mittagessen reserviert hatte, konnten wir uns von der vorzüglichen Küche überzeugen.
Hinzu kam jetzt auch noch der 280 SLC von Nic Werder und Sandra Copeland mit ihrem Wachhund Kiro für die Weiterfahrt über den Klausenpass zum St. Gotthard Hospiz.
Nach dem Zimmerbezug im erst kürzlich renovierten St. Gotthard Hospiz, das aus dem Jahr 1237 stammt und als «Europäisches Kulturerbe» aufgelistet ist, trafen wir uns am Stammtisch im Albergo St. Gottardo mit den schon angereisten Berner Freunden. Ein schöner Tisch wurde für die 18 Teilnehmenden mit Vortagesanreise vorbereitet, wo wir alle ein sehr feines à la Carte-Menu bestellen und geniessen konnten.
Wir wurden sehr freundlich vom Chef Victor zu einer kleinen Weindegustation eingeladen. Dabei haben wir uns geeinigt, dass er, im extra wieder eröffneten Self-Service Restaurant, beim für uns servierten Mittagessen am Sonntag nur die Hausweine und Mineral anbieten soll.
Nach interessanten Gesprächen, gutem Schlaf in den gemütlichen Zimmern und sehr feinem Frühstück nahmen wir die vielen Teilnehmenden aus allen Himmelsrichtungen in Empfang. Anstatt der erwarteten 50-60 waren es bis zum Schluss 96 Teilnehmende. Fazit: Super Organisation durch unseren Präsidenten Christian und allen Mitwirkenden von Sasso Gottardo mit Führungen, Essen und Location.
MBVC-Herbstausfahrt ins Zentrum der Alpen auf den Gotthardpass in die Festung Sasso San Gottardo.
Christian Haltner
Unbeständigkeit beherrschte die Wetterszenarien für die Schweiz, der Hurrikan «LORENZO» war dafür verantwortlich. Der Wettergott hatte ein Herz für den MBVC. Vor und nach der Herbstausfahrt schneite es in einigen Gebieten des Alpenraumes. Am Sonntag, den 6. Oktober war es trocken und zeitweise schien sogar die Sonne. Erst als die letzten Besucherinnen und Besucher wieder zuhause ankamen, setzte starker Regen ein.
Vier Autos, alle vom OK internationales 190 SL Treffen 2020 in der Schweiz, starteten am Sonntagmorgen 06.30 Uhr in der Dunkelheit beim Kongress Center Davos zur Herbstausfahrt. Die Fahrt ging durch das Landwassertal nach Thusis. Einmalige Bilder konnten wir geniessen. Nebelschwaden umhüllten die Kirchturmspitzen oder hingen über dem Landwassertal. Im Val Schons und im Rheinwald verzogen sich die Wolkenfelder langsam. Auf der Strasse waren trotz des Ferienbeginns kaum Autos anzutreffen. Die Fahrt durch den San Bernardino Tunnel war von kurzer Dauer. Im Süden begrüssten uns die ersten Sonnenstrahlen. Einmal mehr beeindruckten uns die Kehren von Pian San Giacomo. Der Kirchturm von Mesocco wies uns den Weg in den Süden. Unterhalb von Mesocco ist die Autostrada vierspurig ausgebaut worden. Roveredo wird in einem Tunnel umfahren und in der Nähe des Flugplatzes San Vittore befindet sich das neue Autostrada Ristorante, wo wir uns stärkten. Die Fahrt durch die Leventina war kurzweilig und einmal mehr imponierten die Brücken, die das Tal überwinden. Ab Airolo benutzten wir die Passstrasse bis Motto Bartola. Vorgesehen war, die Tremola zu fahren. Leider war die Tremola auf der Südseite geschlossen. Bald erreichten wir unser Ziel und wir parkierten unsere Autos vor dem Sasso San Gottardo/Sasso da Pigna, so heisst die Festung, die wir besichtigten. Beim Aussteigen merkten wir, dass wir uns auf der Wasserscheide zwischen dem Norden und Süden befinden. Ein bissiger Wind pfiff uns um die Ohren und nur die Windjacken schützten uns vor dem Durchfrieren beim Begrüssen der Teilnehmenden.
Der Eingang lockte alle rasch in geschützte Gefilde. Bis zum Kaffeeraum mussten wir einen Gang von rund 500 m in den Berg hinein durchschreiten. Bald merkten wir, dass wir uns in einer Festung befanden. Tarnnetze und andere militärische Gegenstände waren zu erblicken. Nur die Schneefräse war ein ziviles Gerät. Das Ristorante San Gottardo Hospiz servierte uns Kaffee und Gipfeli. Die über 90 Besucherinnen und Besucher waren gespannt, was sie nun erwarten würde.
7 Teilnehmende zogen es vor, sich der Kälte vom Gotthardwind auszusetzen und um den See zu spazieren. Vierbeiner durften die Festung nicht besuchen, und sie bewachten so unsere draussen gebliebenen MBVC Mitglieder.
Brigadier Alfred Markwalder, der ehemalige Rüstungschef der Schweiz und auch Kommandant der Gotthard Brigade, hatte zusammen mit Damian Zingg 6 Führer organisiert, um die Festung Sasso da Pigna zu besichtigen. Die Gruppeneinteilung wurde genau vorgenommen und jede Gruppe bestimmte einen Schlussmann bzw. eine Schlussfrau.
Die Festung Sasso da Pigna
Das Artilleriewerk «Sasso da Pigna» wurde zwischen 1941 und 1945 gebaut. Im Herbst 1944 waren alle vier Bunkerkanonen sowie der gesamte Fortabschnitt mit den Kampfstellungen einsatzbereit. Die fertiggestellte Festung wurde schliesslich im Dezember 1945 übergeben. Von da an blieb sie bis 1998 in beinahe unverändertem Zustand einsatzbereit.
Die Unterkünfte der Festung boten für ca. 420 Mann Platz. Die Anlage verteilt sich auf zwei Ebenen, welche mit dem Schrägaufzug, der «Metro del Sasso» überwunden werden konnte.
2001 wurde die Festung aus der Geheimhaltung entlassen. Man hatte den Eindruck, die Festung wäre eben erst verlassen worden. Von den Mannschaftsräumen, den technischen Errungenschaften der damaligen Zeit, bis hin zu den original Geschützen – alles wurde erhalten und kann besichtigt werden!
Die Festung Sasso da Pigna zählte nebst der Festung von Sargans und der Festung von St. Maurice zu den bedeutungsvollsten Bollwerken vom Reduit.
Das Réduit war der wichtigste Teil des mit dem Operationsbefehl Nr. 13 (Réduitbefehl) vom 14. Mai 1941 abgeschlossenen neuen Verteidigungsdispositivs, das auf dem Prinzip der Abschreckung (Dissuasionsstrategie) beruhte. Die Staffelung der Verteidigung in der Tiefe mit den Grenztruppen, den vorgeschobenen mobilen Truppen im Mittelland und der stark befestigten Zentralraumstellung in den Alpen sollte zusammen mit der vorgesehenen Zerstörung der wichtigen Nord-Südverbindungen und der Aussicht auf einen langwierigen, verlustreichen Kampf im schwer zugänglichen Gebirge eine abschreckende Wirkung auf den potentiellen Angreifer ausüben. Das Reduit ist der Entschluss von General Henri Guisan. Er hat die Schweizer Armee im 2. Weltkrieg kommandiert.
Die Teilnehmenden waren beeindruckt von der Festung Sasso da Pigna. Manch einer wird diese Festung wieder einmal privat besuchen, um dort länger verweilen zu können, wo es dieser Besuch in Gruppen nicht zuliess. Das Interesse für den Besuch dieser Ausschreibung war enorm. Deshalb wird dieser Ausflug nochmals in unserem Programm in den kommenden Jahren vorzufinden sein.
Nun waren alle hungrig. Kiko und sein Musikkamerad begrüssten uns im Ristorante Hospiz mit Tessiner Klängen. Sie spielten auch während den verschiedenen Gängen. So konnten einige bei den Tessiner Liedern mitsingen oder mitklatschen. Das Duo Kiko musste bald wieder weiterziehen, weil sie einen weiteren Auftritt im Bleniotal hatten. Grazie mille, Duo Kiko.
Verwöhnt wurden wir mit einem reichhaltigen Tessiner Teller als Vorspeise (einige waren schon mit der Vorspeise satt), die Hauptspeise war Brasato an Merlot, Polenta und Gemüse. Schliesslich wurde uns als Dessert ein hausgemachtes Tiramisu mit Haselnusslikör serviert. Eifrig wurde diskutiert, bald hatte man schon das Tessiner Temperament in sich.
Gegen 15.30 Uhr herrschte Aufbruchstimmung. Für einige stand eine lange Heimreise bevor. René Schlittler war mit seiner Familie aus Genf angereist. Berner, Nord-/Westschweizer, Ostschweizer, aus der ganzen Schweiz reisten die Teilnehmenden ins Zentrum der Alpen, auf den San Gottardo an. Die meisten konnten trotz Sperrung der Axenstrasse ihr schönes Auto wieder trocken in ihre Garage stellen.
Grande grazie
Ein grosser Dank geht an das gesamte Personal der Albergo e Ospizio San Gottardo, an das Team von Damian Zingg von der Festung Sasso da Pigna, an Brigadier Alfred Markwalder und an alle Teilnehmenden. Wir kommen wieder, grazie mille a tutti.