Chassistypen-Ausfahrt 2021

Chassistypen-Ausfahrt – Samstag, 26. und Sonntag, 27. Juni 2021

Werner und Madeleine Rieke

Schon die Vorbereitungen waren aussergewöhnlich schwierig. Können wir nur mit 4 Personen am Tisch sitzen? Welche Themem können in einer solchen Gruppe zusammen diskutiert werden? Wie viele sind geimpft und wollen überhaupt aus Sicherheitsüberlegungen teilnehmen? Fragen, die wir in der Corona-Zeit immer öfter stellen. Wie wird das Wetter über das Wochenende? In den Tagen vor der Ausfahrt geht eine schlechte Wettermeldung nach der anderen ein. Unwetter mit viel Regen, Gewitterfronten mit Hagel, Hangrutsche und umgestürzte Bäume versperren stellenweise die Strassen.
 
Aber wenn Engel reisen…. Das Wetter ist ab Freitagnachmittag immer besser, keine Regenfälle und die Vortagesanreise wird auch für Cabriolets eine Freude, denn auch die Temperaturen sind im grünen Bereich. Sogar der Bundesrat entscheidet am Mittwoch, dass die Maskentragpflicht in eine Empfehlung umgewandelt wird. Es dürfen in Restaurants wieder mehr als 4 Personen an einem Tisch sitzen. Und speziell für den MBVC ist der Entscheid nicht wie üblich ab dem folgenden Montag gültig, sondern bereits ab Samstag, 26. Juni 2021!

Der Treffpunkt für die Vortagesanreise, vis-a-vis des Zentralschweizer Stammlokales im Hotel an der Reuss ist perfekt gewählt. Allerdings werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass das Leitungswasser nicht geniessbar ist, da die Überschwemmung am Vortag zur Verunreinigung des Trinkwassers geführt hat. Auch das Abendessen im Stammlokal Tell in Gisikon hat sich gelohnt. Freundliches Personal und eine gute Küche haben diesen Abend zum Genuss gemacht. So konnten wir das Wochenende würdig in Angriff nehmen und voll geniessen.
 
Das Eintreffen der Teilnehmenden am Samstagmorgen war für einzelne eine kleine Suchaktion, da die Brücke über die Reuss seit Wochen eine riesige Baustelle und die Einfahrt zum Treffpunkt nicht gut ersichtlich ist. Bei Kaffee und feinen Gipfeli kamen die ersten ungezwungenen Gespräche im Freundeskreis am langen Tisch in Schwung. Nach dem Verteilen des neu gestalteten Roadbooks und den einführenden Worten von András und Trudy wurden die Fahrzeuge bereitgestellt, die Cabrio-Dächer geöffnet und die Motoren pünktlich gestartet. Sauber aufgereiht haben alle die Ausfahrt unter die Räder genommen.

Via Rotkreuz, Buonas fahren wir über Nebenstrassen entlang dem Zugersee über Immensee bis Arth, in Goldau vorbei am bekannten Tierpark mit seinen über 100 Tierarten. Der Natur- und Tierpark Goldau ist ein wissenschaftlich geführter Zoo, der sich für die Aufzucht und Wiederansiedlung von vom Aussterben bedrohten Tierarten einsetzt. Der Zoo Goldau trägt Wesentliches zur Erhaltung bedrohter Tierarten und zum Naturschutz bei. Dann geht es hoch nach Steinerberg über die ersten Steigungen, die noch harmlos sind und ohne Probleme von unseren Oldies gemeistert werden. Eine wunderbare Aussicht und nur schwach befahrene Strassen sind ein wahrer Genuss, auch wenn das Spitzenfahrzeug ein flottes Tempo vorgibt.

Zwischen Rothenthurm und Biberbrugg erstreckt sich über eine Fläche von 1’138 Hektaren das grösste Hochmoor der Schweiz. Die Nummer eins der Schweizer Moorlandschaften präsentiert ein Mosaik von Riedwiesen, Moorwäldern, Flach- und Hochmooren sowie Nutzwiesen. Die Geburtsstunde der Moorlandschaft liegt über 10‘000 Jahre zurück. Nach dem Rückzug des Muotagletschers hat alles mit einem Flachmoor begonnen und ist allmählich zu einem Hochmoor angewachsen. In den letzten 200 Jahren wurde ein grosser Teil des Hochmoors als Torf für Brenn- und Isoliermaterial abgetragen.

Den ersten Boxenstopp haben alle ohne Probleme erreicht und wir parken unsere Fahrzeuge auf dem riesigen Parkplatz vor dem Restaurant Post in Biberbrugg. In der Gartenwirtschaft kommen bei kühlen Getränken die grossen Benzin- und Dieselgespräche mit detaillierten technischen Problemdiskussionen in Gang. Viel zu kurz ist der Aufenthalt und die Gespräche müssen unterbrochen werden, die Ausfahrt setzt ihren Lauf fort.
 
Jetzt geht’s auf stärker befahrene Strassen und die Piloten müssen sich auch ein wenig mehr konzentrieren. Lichtsignale und Baustellen unterbrechen die Kolonne zeitweise. Aber das Spitzenfahrzeug mit András am Steuer versteht es immer wieder auf die nachfolgenden Oldies zu achten. Via Schindellegi, Feusisberg durch das verkehrsreiche Pfäffikon geht’s nach Altendorf, Wangen wieder über Nebenwegen mit beschränkten Kreuzungsmöglichkeiten bis zum Mittagshalt in der Linthebene. Im Konditorei-, Confiserie- und Bäckermuseum in Benken können wir unsere Fahrzeuge auf dem reservierten Parkplatz abstellen. Bei der Einfahrt zum Parkplatz warten Gust und Claire mit einem Überraschungsbesuch auf uns.

Nach dem Apéro und einem Mittagessen erzählt uns der Seniorchef, Paul Wick, einige Anekdoten über das Museum und wie es entstanden ist. Das Elternhaus, früher eine Käserei mit Schweinestall, wurde zum heutigen Museum mit Ausstellungsräumen umgebaut. Paul Wick sammelt seit 1960 Geräte der Backzunft und einige 100 Förmchen und Formen für Confiseure. Die Maschinen hat er selbst restauriert und so instand gestellt, dass sie funktionstüchtig ausgestellt werden. Das Museum, ein Kleinod, zu erkunden hat sich gelohnt und ist weiterzuempfehlen.

Wir wollen noch weiterfahren und nehmen den Weg über Siebnen, am Stammlokal des Stammes Zürichsee/Graubünden, dem Hotel Schäfli vorbei wieder nach Pfäffikon unter die Räder. Wie von Zauberhand ist Pfäffikon frei von Verkehr. Problemlos können wir in der Kolonne fahren, einzig Lichtsignale halten einzelne für kurze Zeit zurück. Über die Höhenstrasse via Schindellegi, Hüften, Schönenberg bis zur Hirzel Passhöhe. Auf der einen Seite die Bergkette mit verschneiten Spitzen, auf der anderen Seite der Zürichsee mit Segelbooten, fahren wir durch grüne Wiesen, entlang von Kornfeldern, durch Wälder. Darüber nur ein strahlend blauer Himmel, zum geniessen der gemütlichen Fahrt auf Nebenstrassen ohne Verkehr. Aber auch überall sind Felder mit Wasser von den vergangenen Unwettern zu sehen.
In Sihlbrugg legen wir mit allen Fahrzeugen an einer grossen Tankstelle einen Stopp ein, um die Fahrzeugtanks für den nächsten Tag mit den nötigen Flüssigkeiten aufzufüllen. Die letzte Etappe bis zum Kloster Kappel ist nur noch kurz. Wir freuen uns schon auf den gemütlichen Abend mit lieben Freunden. Vielen ist sicher dieses Kloster als Seminarhotel bekannt, hatten wir doch schon einmal das Vergnügen, hier anlässlich einer HV mit dem MBVC zu übernachten.

Nach dem Zimmerbezug und einer kühlenden Dusche geht’s in den Klostergarten zum Apéro unter Schatten spendenden Bäumen. Der riesige Klostergarten lädt zu einer Besichtigung der gepflanzten Kräuter und Blumen ein.
 
Das feine und von aufmerksamen Damen und Herren servierte Abendessen im kühlen Klosterkeller hat allen gemundet. Das Fleisch, zart und bekömmlich, das Gemüse in der richtigen Konsistenz und der Wein waren ein toller Abschluss des ersten Tages. Nach den intensiven Gesprächen ging es dann «früh» in die Zimmer zum ruhigen Nachtlager ohne Radio- oder Fernsehablenkung.

Der zweite Tag beginnt strahlend und mit prächtiger Aussicht. Nach einem reichhaltigen Frühstück machen wir, gut gelaunt, unsere Oldies auf dem Parkplatz bereit für die Weiterfahrt. Pünktlich setzt sich die Kolonne in Bewegung auf schwach befahrenen Strassen durch abgelegene Ortschaften. Die Route führt bei strahlend blauem Himmel und top Aussichten in jede Himmelsrichtung, via Knonau, Sins, es geht bergauf und bergab durch Wälder zum «Abkühlen» und über Felder und Wiesen, eine wahre Pracht und ein Genuss für Oldies. Selbst die Vögel singen, was wir auf der grossartigen Fahrt auch geniessen können. Weiter nach Ballwil, Rain zum Sempachersee, nach Sempach und wieder auf den Hügel hinauf bis Vogelsang. Ein Zwischenstopp auf einer Terrasse mit unendlicher Aussicht auf die Alpenkette. Unter uns der Sempachersee in natürlicher Farbe von grünen Auen und Wäldern umgeben.

Dann geht’s auf die letzte Etappe der gut organisierten und perfekt getimten Ausfahrt. Entlang dem Sempachersee, von Sursee über Büron hinauf auf den Hügel des Suhrentales via Knutwil, Winikon, Wittwil nach Bottenwil im Ürktal. Dieser schöne Abschnitt ist mit Baustellen besetzt, so dass die Kolonne auch mal auseinandergerissen wird. Aber uns Oldtimerfahrer stellt das vor keine Probleme. Gleichzeitig wurde uns immer wieder bewusst, wie schlimm das von uns besuchte Gebiet vom Unwetter betroffen wurde. An erntereifen Kirschbäumen standen jetzt noch Leitern an, aber Blätter und Kirschen waren weg. Ab Kölliken sind wir in einer wieder stärker befahrenen Gegend und müssen uns auf den Verkehr und die Route mit ihren Abzweigungen konzentrieren. Nach Schönenwerd und Niedergösgen ist unser Tagesziel Erlinsbach mit dem Waldhaus Gehren nicht mehr weit. Ein perfekter Parkplatz steht auch hier zur Verfügung und die Oldies können problemlos parkiert werden.

Für unseren Apéro werden wir auf den Kinderspielplatz verwiesen, da das Restaurant an diesem, seit langem ersten «familienfreundlichen» Wochenende überbelegt war. Bei schönem Wetter und an einem Sonntag ist das Waldhaus ein gesuchtes Ausflugsziel für Familien. Das feine Mittagessen im kleinen Saal hat trotzdem allen gemundet. Angeregte Gespräche und wieder einmal gemeinsam an einem Tisch sitzen hat uns allen nach der langen Zeit der Entbehrungen und Schutzmassnahmen gutgetan.

Zum Schluss muss den Organisatoren Trudy und András ein grosses Kompliment ausgesprochen werden. Die Aufmachung des neuen Roadbooks und die Routenwahl mit Nebenstrassen sind gelungen. Der Zeitplan für die ganze Ausfahrt für unsere Oldies hat perfekt gepasst. Das Wetter und die Abwechslung und Besichtigung waren spitze. Nur ein Wermutstropfen fällt zum Schluss noch auf die Veranstaltung: Ein Dank von offizieller Seite ist untergegangen. Unser Ehrenpräsident Georges Bürgin hat aber auch das zu guter Letzt noch gerettet.

Vielen Dank dem Organisationsteam – es war sensationell!

 

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