Chassistypen-Ausfahrt 2016 – Der Blick über den Zaun

Wie Klaus und Maria vom MVC Deutschland unsere MBVC Chassistypen-Ausfahrt erlebten.

Klaus Sigloch

Nachdem wir das Glück hatten an der Chassistypen-Ausfahrt vor zwei Jahren teilnehmen zu dürfen, war die Freude gross, auch dieses Jahr wieder dabei zu sein.

Bei besten Wetterprognosen für das bevorstehende Wochenende – wer hätte auch gedacht, dass es so heiss werden würde – die üblichen Vorbereitungen: Ölstände, Reifendruck, Kühlwasser, Keilriemenspannung, mitzuführende Betriebsmittel, Werkzeug etc. prüfen, Auto säubern, tanken und natürlich die immer wieder schwierige Abwägung des Kofferpackens.
 
Freitag früh geht es dann über die alte Nibelungen- und Lutherstadt Worms, wie alle anderen historischen Rhein-Städte auf der linken Rheinseite gelegen, nach Speyer, Karlsruhe und Baden, über die Grenze nach Strassburg. Hier werden wir von Polizisten mit erhobenem Daumen durch eine Kontrolle gewinkt. Der 290 ist und bleibt ein Sympathieträger!
 
In Eschau erster Tankstop und aus dem Super U eine Kleinigkeit zu essen. Kaum steht der Wagen, ist er auch schon von Neugierigen umringt und wird zum Ziel vieler Fotos. Eine Dame schickt ihre beiden Begleiter abwechselnd hinter das Auto um sie zu fotografieren, sich selbst stellt sie anschliessend grossformatig davor.
Wie immer sind auch Fragen zu beantworten und endlich mal ohne die dummen, die jeder von uns zur Genüge kennt.

Weiter auf der Route du Rhin schnurrt der 290 über die oft langen Geraden Frankreichs, dass es nur so eine Freude ist. Auf Höhe von Freiburg geht es wieder zurück über die Deutsche und bei Basel über die Schweizer Grenze. Langsam nähern wir uns unserem Ziel Egerkingen, das wir nach 7 Stunden und 365 Kilometern erreichen. Auf der Hotelterrasse beim Aperol sitzen schon Sonja, Kurt, Ursula und David, von denen wir auf das herzlichste willkommen geheissen werden. Diese freundschaftlich familiäre Atmosphäre macht einen Grossteil des Charakters und des Wohlgefühls dieser Veranstaltung aus. Man ist sogleich en famile und das macht glücklich.

Wenig später rollen noch Trudy und András mit ihrem 170 S-D auf den Parkplatz und es beginnt ein gemütlicher Abend bei gutem, von Kurt bestens ausgewähltem Wein, gutem Essen, aufmerksamen Service und vielen Benzigesprächen.

Am nächsten Morgen steht ab 8:00 das Eintreffen der Teilnehmer bei Kaffee und Gipfeli auf dem Programm und tatsächlich füllt sich die für uns vorgesehen Parkfläche erstaunlich schnell mit 18 Fahrzeugen, 6 davon Vorkriegstypen und zu meiner Freude sind drei davon W 18. Ein gemeldeter 220 muss auf Grund thermischer Probleme zu Hause bleiben.
 
Kurz nach der Fahrerbesprechung Abfahrt nach Tavannes, wo nach 1½ Stunden und 56 Kilometern ein kurzer Boxenstopp im Café des Caveaux eingelegt und, dem morgendlichen Kaffee sei es geschuldet, von allen begrüsst wird. Leider beginnt hier András‘ Leiden oder besser das seines 170 S-D, ist ihm doch während der Fahrt eine Einspritzleitung direkt am Kopf zur Einspritzdüse abgerissen. Im Dorf gibt es eine Reparaturwerkstätte für Landwirtschaftsfahrzeuge, doch der Versuch, die Leitung am Einspritzkopf hart zu löten, scheitert und der Diesel muss notgedrungen stehen bleiben.

Weiter geht es über wunderbare, aber auch anspruchsvolle Strässchen Richtung La Chaux-de-Fonds nach Le Locle, wo uns im «Chez Sandro» ein unerwartet köstliches Menü erwartet. Und während draussen unsere Autos auf reservierten Parkflächen vor sich hin knistern, werden wir dank dem Tipp von Trudy’s Schwester Beatrice mit einer exzellenten, authentisch traditionellen, italienischen Küche verwöhnt, die zu Recht von vielen Restaurantführern empfohlen wird.

1½ Stunden später haben wir bis zur Besichtigung der Höhlenmühlen von Le Locle, nur eine kurze Strecke zurück zu legen. Die Höhlenmühlen von Le Locle am Col-des-Roches im Kanton Neuenburg liegen unmittelbar an der Grenze zu Frankreich und sind europaweit die einzigen unterirdischen Mühlen. Sie wurden bereits im 16. Jahrhundert in einer natürlichen Felsgrotte erschlossen und nutzten die Energie eines Wasserfalles mittels Horizontalmühlen, um in einem System übereinander angeordneter Wasserräder Mühlen, Dreschmaschinen und Sägen anzutreiben.
 
Inzwischen ist es sehr heiss geworden und alle sind froh, wieder ihre Fahrzeuge besteigen zu können und mit möglichst viel Fahrtwind unser letztes Ziel für diesen Tag anzusteuern. Es folgt eine höchst ausgeklügelte Fahrstrecke auf oft schmalen Strassen, auf denen unsere Fahrzeuge einmal mehr unter Beweis stellen können, warum sie in den zeitgenössischen Prüfberichten für ihre hohe Strassentauglichkeit und besten Federungskomfort gerühmt wurden. Das Hotel «Le Lac» in Malbuisson liegt in Frankreich am Lac-de-Saint-Point und bietet auf seiner Rückseite einen schönen Blick auf den See. Für die Cabriolets wird sogar die hoteleigene Garage leer geräumt, die Limousinen finden ihren Platz im Hof davor.

Nach dem Zimmerbezug trifft man sich zum Bier, Kir oder Aperol und wartet auf den Apéro.
 
Das Menu, bestehend aus Salat mit geräucherten Wachteln, Tournedos von der Ente an Honigschirmchen, Schlemmerteller nach Art des Frédérique Chauvin und zum Abschluss süssen Häppchen, lässt uns in Genüssen schwelgen. Ja, wir sind in Frankreich! Anschliessend klingt der Abend bei abnehmender Temperatur auf der Terrasse aus.

     

Am nächsten Morgen heisst es früh aufstehen. Frühstück ist für 7:30h anberaumt und um 8:45h soll gestartet werden, was tatsächlich pünktlich gelingt. Schnell sind wir wieder in der Schweiz und steuern eine fantastische, der Öffentlichkeit nicht zugängliche Fahrzeugsammlung an, die mit viel Sachverstand, Fingerspitzengefühl und dem aufmerksamen Auge für Originalität zusammengestellt wurde und einen aus dem Staunen nicht mehr herauskommen lässt. Hier ist alles vertreten was im Automobilbau Rang und Namen hat. Selbst Marilyn Monroes‘ letzter Wagen, ein weisses Cadillac Coupé, ist zu bestaunen, natürlich mit einem Fläschchen Chanel No. 5 auf dem Armaturenbrett. Auch ein viertüriges Maibach Zeppelin Cabriolet ist einfach atemberaubend.

     

Es fällt schwer, diesen Ort wieder zu verlassen. Doch davor stellen wir noch schnell die drei 290er zu einem Gruppenbild zusammen, um uns dann nach Garmiswil zum Mittagessen auf den Weg zu machen. Hier verlassen wir schweren Herzens die Gruppe, fahren quer durch die Schweiz an den Bodensee, um am nächsten Tag unsere Heimreise anzutreten. Es ist wieder eine hervorragend geplante, aufwendig vorbereitete, zwischen Fahrspass, Kultur, Technik und gutem Essen ausgewogene Veranstaltung, für die wir uns herzlichst bedanken und euch zurufen: «GERNE WIEDER»

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