Berner Ausfahrt 2024
Schweisstreibende Ausfahrt mit überraschendem Ziel
Berner Ausfahrt 11. August 2024
Hitzerekordverdächtige Ausfahrt mit aussergewöhnlicherweise KEINEM Besuch mit Mercedes- Bezug – das kann ja auch mal erfrischend sein.
Text: Philipp Jaggi / Fotos: Monkia Bieri (4), Philipp Jaggi (4), Marlène Kropfli (3)
Wie es die schöne Tradition ja so will, fahren die Berner Mitglieder des MBVC auch gerne mal zusammen in heimatlichen Gefilden aus. Dass für einmal weder eine touristische Sehenswürdigkeit noch eine Besichtigung im Zusammenhang mit Mercedes-Benz auf dem Programm standen, dafür mussten unser Josef Eichholzer zusammen mit Hansruedi Koch geradestehen … Man könnte ja denken: Shocking – wir besuchen doch tatsächlich eine VW-Audi-Sammlung! Das Ganze gestaltete sich dann aber äusserst interessant und gemütlich – wenn auch ein wenig schweisstreibend.
Morgens früh traf man sich im Gärtchen des Heimatlokals des Berner Stamms, dem Löwen. (Doch, doch, für Einige ist der Treffpunkt an einem Sonntag um 8.00 Uhr in Fraubrunnen schon ein wenig fordernd). Dafür war alles noch in wunderbarer Frische, einige Cabriodächer wurden erst jetzt geöffnet.
Nach obligatem Café-Gipfeli und kurz knackigem Briefing der beiden Organisatoren ging’s los Richtung Buechiberg. Schon mal gehört? Es handelt sich um eine wunderbar befahrbare hügelige Gegend zwischen Lyss und Solothurn, welche korrekterweise auf hochdeutsch Bucheggberg geschrieben würde. Aufwärtskeuchend, vorbei an der kleinen, aber trutzigen Kyburg wurden in der Folge viele kleine Bauerndörfer und wunderbare Strässchen befahren.


Nach dem Traversieren des Buechiberg-Gebiets fast in seiner gesamten Länge gelangte der Konvoi dann via Studen und Hermrigen nach Aarberg, wo ein grosser öffentlicher Parkplatz bereitwillig seine Plätze darbot – aber nicht allzu viel Schatten. Die Gewitzten suchten sich sofort die Plätze unter den Bäumen, der Autor büsste seine langsame Reaktion später mit kochenden, olivgrünen Ledersitzen in seinem silberdistelfarbenen R107. Oliven können ja schon gekocht werden und auch Silberdisteln halten eine Hitzeperiode ganz gut aus, aber was zu viel ist, ist zuviel. Einige hochrote Gesichter waren schon zu sehen. Zum Glück gibt’s Frottee-Tücher für die Sessel, welche halt ästhetisch nicht so überzeugen.
Nun, die Lieblinge schön einparkiert, wurde unsere MBVC-Delegation in 2 Hälften aufgeteilt, um die Sammlung der Gebrüder Weibel (Garage Auto Weibel, Aarberg) zu besichtigen. Unsere Gruppe hatte das Vergnügen, als Erstes einige zukünftige Exponate fürs Museum, welche teilweise noch aufbereitet werden, anzuschauen. Wie es sein muss, in einer Scheune!

Aber nicht nur Kult-Autos, wie der legendäre Audi Ur-Quattro, einer der ersten Schweizer Käfer von 1948 im Originalzustand, Scirocco 1, verschiedene Transportergenerationen etc. waren zu erspähen, nein, auch die berühmten 4-Zylinder-Boxermotoren standen bereit, historische Tanksäulen, alte Testgeräte, Reklameschilder, und und und … Manch einer würde wohl hier gerne was für seine Sammlung nach Hause nehmen.
Das fahrbereite VW-Käfer-Chassis zeigte die alte Plattformrahmen-Technik, welche zum Beispiel den Buggy hinten in der Ecke ermöglichte: Gesamte Karosserie weg – und immer noch fahrbereit! So kann eine lustige Fiberglas-Karrosserie draufgestellt werden.

Sandro, der Sohn von Andreas Weibel (welcher die 2. Gruppe führte) und aktueller Werkstattchef der Garage Weibel, gab bereitwillig und kompetent Auskunft über so vieles, was seine ganz eigene, spannende Geschichte hatte.
Zum Beispiel stand in der Scheune auch ein Karmann Ghia Coupé, welches ganz sammler-untypisch auf einen sehr starken 2.0 Liter Boxermotor, Schalensitze usw. umgebaut wurde und nun sehr erfolgreich Rennen bestreitet (z.B. das bekannte Winterraid). Dies war denn auch ein wichtiger Hinweis auf die Leidenschaft der Gebrüder Weibel, im Speziellen auf die Umbau-Leidenschaft von Andreas Weibel.

Nebst authentischen, perfekt originalen Sammlerstücken, wie sämtlichen Käfer-Jahrgängen im eigentlichen Museum, konnte man nebenan Automobile besichtigen, welche es dank Andreas sonst einfach nicht gibt. Einen weissen VW Transporter, Generation T3 mit Porsche Carrera 3.2 Sechszylinder-Motor könnte man ja noch fast als normales Tuning abtun.
Aber wo’s einem dann «das Toupet lüpft» . . .: Ein VW Golf 1 mit ZWEI GTI-Motoren!
Oder ein extrem verkürzter T3 Transporter Pickup mit einem hochpotenten Audi V8 Mittelmotor!
Aktuell werden auch Oldtimer, wie z.B. ein Jaguar E-Type auf Elektromotor umgebaut, was allerdings einigen Oldtimer-Liebhabern wohl wehtut. Wenn man dann aber einen der allerersten VW Golf 1 der Schweiz anschaut, der ganz gemütlich mit synthetischen, CO2-neutralen Treibstoffen herumfährt, wird der kleine Schreck wieder gemildert.
Was für unglaubliche Eindrücke – das Team der Auto Weibel AG verwöhnte uns dazu mit einem feinen Apero mit herrlich kühlendem Bulli-Bier und -Schorle.

Nachdem wir für einmal erfahren durften, was für ein erfrischend unverkrampftes Verhältnis man eigentlich zu Oldies haben könnte, spazierten wir hinüber zum Gasthof Löwen zu einem wunderbaren Mittagessen in einer sehr schön renovierten Gaststube.
Nach vielen tollen Gesprächen zum Morgenprogramm und gemütlichem Mitglieder-Austausch wurde Mitte Nachmittag der «Heimweg» nach Fraubrunnen unter die Räder genommen.
Einigen Teilnehmern war’s unterdessen aber doch zu heiss geworden – gefühlte 36 Grad. Diese suchten den direktesten Weg zu einem Gewässer oder einem Swimmingpool.
Somit traf nur noch ein ziemlich reduziertes Grüppchen völlig überhitzt im Löwen ein und trank doch noch zusammen etwas Kühles zum Abschluss in der Gartenwirtschaft.

Merci, Josef und Hansruedi, einmal mehr eine Ausfahrt für wirklich «wohlige» Automobilerinnerungen und ein schönes Zusammentreffen!
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