Berner Ausfahrt 2019

Erlebnisreiche Genusstour im Naturpark Gantrisch am 17. August 2019.

Iris Schmedding

Die ideale Tour für Geniesserinnen und Geniesser unter den Oldtimerfreunden hatte das Organisations-Komitee der Berner Ausfahrt 2019, Werner Rieke, unterstützt von Ehefrau Madeleine, Tochter Barbara und Schwiegersohn Pesche, erarbeitet. Bis ins Detail war alles aufeinander abgestimmt. Wir wurden überrascht von unvergleichlichem Berg-Panorama.
 
Ein maximales Fahr-Erlebnis stand allen Teilnehmenden der attraktiven Ausfahrt bevor. Aufstiege und Abfahrten, rasante Kurven und dann wieder gemächliches Streifen durch Wald und Flur.
 
Aus allen Himmelsrichtungen strebten Mitglieder und Freunde des MBVC am Samstag, den 17. August ab 9 Uhr zum Treffpunkt Restaurant «Kreuz» in Schlosswil/Grosshöchstetten. Voller Elan waren am frühen Morgen mehr als 60 Fahrerinnen und Fahrer individuell in den Tag gestartet. Manche waren das erste Mal dabei und freuten sich auf die Premiere; andere gehörten zum treuen Kreis der Berner Ausfahrt, waren gespannt auf den gemeinsamen Tag und die garantierten Genuss-Erlebnisse.

«Alle gehören im MBVC dazu! Die Oldtimer sowie die Youngtimer, die gerne einmal Gas geben! Gemeinsam wollen wir den Naturpark Gantrisch erkunden, der sich südlich von Bern erstreckt. Lueged a chli zuenenand», stimmte Werner Rieke auf das Unterwegssein ein. Barbara erläuterte letzte, aktuelle Anpassungen im Roadbook und schon ging‘s zu den Fahrzeugen.

Dank präziser Regieanweisung des OK-Teams hatte jedes Fahrzeug schnell seinen Platz im Konvoi gefunden: Vorkriegs-Fahrzeuge, unmittelbar nach dem Krieg produzierte Chassis-Typen und zahlreiche Youngtimer – SL, SE und SLC.

Eine Gesamtzeit von 2 Stunden Fahrt war für die 62-Kilometer-Etappe des Vormittags vorgesehen. Die ausführliche Beschreibung der Strecke im bebilderten Roadbook, mit wertvollen Hinweisen zur Streckenführung, gaben Fahrer und Co-Piloten wertvolle Informationen in die Hand. Viele, die den Kanton Bern nicht so gut kennen, staunten über das «legendäre Gurnigel-Rennen», das 2019 bereits zum 50. Mal durchgeführt werden sollte. Ein Teilstück der anspruchsvollen Streckenführung hatte das Organisations-Team in die diesjährige Berner Ausfahrt integriert.

Die «jungen Wilden», die flotten Youngtimer, reizte der Anstieg mit engen Kurven so sehr, dass einige Fahrer mit schnittigen Kappen ganz vorne dabei waren und wissen wollten, wie es sich anfühlt, wenn im Wettrennen jede Hundertstel-Sekunde zählt.  Die Bergziegen auf den grünen Matten entlang der Strasse machten kleine Luftsprünge. Die Fahrer jedoch waren konzentriert und durch das Bergerlebnis sichtlich in Anspruch genommen, den Anschluss zu behalten. Zügig ging es bergauf.
 
Wer untrainiert war, kam hier ins Schwitzen, denn die Strecke hatte es in sich.
 
Ab und zu war eine Fehlzündung bei den älteren Chassistypen zu hören, wie ein kurzer Böllerschuss. Nimmt man den ersten Gang oder kann man doch in den zweiten Gang schalten? Viel Zeit, zu überlegen, blieb nicht.
 
Leicht und frei fühlten sich alle, die den Berggasthof «Gurnigelbad», etwa 5 Kilometer unterhalb der Passhöhe, passierten. Bald ist‘s geschafft! Hier am oberen Gurnigelberg, wo die gesamte Pflanzenwelt unter Naturschutz steht, arbeitet sicherlich schon bald wieder der Ski-Lift für passionierte Wintersportler.

Alle bewältigten den Anstieg und schon bot sich ein Extraerlebnis auf der erreichten Höhe. Die gesamte Bergwelt des Gantrisch-Massivs erstreckte sich im gleissenden Licht.

Hoch oben auf dem Plateau entspannten sich die Fahrer. «Man könnte meinen, man sei auf einem Waldspaziergang», brachte es ein Teilnehmer der Ausfahrt auf den Punkt. «Wir sind umgeben von hohen Tannen, ein anderes Mal schweift der Blick ins Weite, als wäre man hoch oben in einer Berggondel.» Dauernd im Blickfeld die Spitzen und Zacken der Nünenenflue mit 2101 Meter Höhe.

Eine willkommene Pause war der angekündigte Mittags-Halt. Im traditionellen Kurhaus «Hotel-Restaurant Schwarzenbühl», seit 1897 im Besitz der Familie Hänni, kocht Andreas Hänni, tatkräftig unterstützt von seiner Mutter Ursula und dem umsichtigen Service-Team. Der leichte Sommer-Salat mundete um so besser, wenn man rundherum in die spektakuläre Landschaft schauen konnte. Rasch klärte die Serviertochter auf: «Bei gutem Wetter sieht man weit über‘s Berner Oberland!» Eine gewaltige Szenerie! Wir plauderten und genossen. Es wurde viel gelacht! «Mier händs luschtig gha, gäll!» zwinkerten sich die Youngtimer zu. Auch während des Hauptgangs und feinen Blaubeer-Desserts wanderte der Blick über das Seeland, Mittelland, Gürbental bis in die Innerschweiz.

Vor der Weiterfahrt warnte mein Tischnachbar: Im zweiten Teil der Passage, die nun kommt, wird es für den einen oder anderen sicherlich herausfordernd. Die Fahrbahn wird eng. «Chasch a mich denkä,» rief mein Gspänli mir noch zu.

Schon wurden die Motoren gestartet. Effizient reihte sich jedes Fahrzeug ein und der Nachmittag, mit der zweiten Tagesetappe von 40 Kilometern, bescherte uns einen Augenschmaus nach dem anderen. Langsam ging es bergab, wir rollten vorbei an Wiesen, wo Bäuerinnen Heu wendeten. Sonnenblumen und grasende Pferde machten das Idyll komplett.

Doch Achtung! Der Kommentar traf es genau! Ja, es wurde ab und zu ein wenig eng auf den Nebenstrassen beim Durchfahren der Weiler Riffenmatt, Mamishaus und Hinterfultigen. Teilweise war die Fahrbahn einspurig. Manchmal rückten schroffe Felsvorsprünge sehr nah. Doch ein bisschen Nervenkitzel durfte sein.

Um so schöner, dass man zum Abschluss der Berner Ausfahrt noch einmal zusammen kam: Im Restaurant «Schwarzwasserbrücke» in Lanzenhäusern/ Schwarzenburg, war der Tisch für uns gedeckt. Ein reichhaltiges Zvieri-Buffet zauberte ein Lächeln auf alle Gesichter. Als ganz besonderen Genuss tischte Wirt Niklaus Leuenberger, passionierter Jäger, vom Feinsten auf: Hirsch-Möckli und Wildsäuli-Salami. Doch auch Wähe, Meringue, Wurst- und Käseplatte warteten in der grossen, gedeckten Gartenwirtschaft auf uns! Alle griffen zu!

Werner Rieke dankte mit einem wertschätzenden Lob dem Gastronomen-Paar Franziska und Niklaus Leuenberger für die Gastfreundschaft. Die Gastgeber freuten sich, dass es den Gästen mundete.
 
Werner fügte gelassen hinzu: «Sechs Jahre habe ich mit viel Freude die Berner Ausfahrt und noch zwei weitere konzipiert. Mit dieser Ausfahrt durch den Naturpark Gantrisch möchte ich mich ganz besonders bei meiner Familie und darüber hinaus bei allen bedanken, die zum Gelingen der heutigen Tour beigetragen haben.»
 
Das persönliche Feedback der Teilnehmenden bestätigt es. Das Timing, das Roadbook, die Streckenführung, die Auswahl der gastronomischen Stopps – alles war umsichtig geplant.
 
«Jetzt gebe ich das Zepter gern an einen Jüngeren weiter, der bereits viel Erfahrung gesammelt hat. Freut euch auf die nächste Berner Ausfahrt unter der Federführung von Hansruedi Koch!» Mit kräftigem Applaus begrüssten die Old- und Youngtimer-Freunde diese Abschlussworte. Eine «Ausfahrt der Sonderklasse» klang mit dreifachem Hupen aus.

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