Clubgeschichte

MBVC: Unsere ersten Schritte

Im Jahre 2011 konnten wir das 35-Jahre Jubliäum feiern und geniessen einen Blick zurück in die Entstehungsgeschichte und die ersten Aktivitäten.

Vor 35 Jahren durchlief der MBVC sein erstes Vereinsjahr – dies ist allgemein bekannt. Dass aber alles mit einem MG T-Typ aus England angefangen hat, wissen nur wenige Eingeweihte

Georges Bürgin

Meinen Lehrlingskollegen war meine Schwäche für alte Autos bekannt. Ein Hinweis führte mich 1965 auf den grossen Parkplatz an der Mellingerstrasse in Baden. Da stand nun das Objekt meiner Träume: Ein MG T-Typ, leider in desolatem Zustand. Die Polizei half mir aufgrund der Chassisnummer den Besitzer zu finden. Dieser schenkte mir die Ruine gerne, denn so musste er das Fahrzeug nicht entsorgen. Nun hatte aber die Suche nach dem Besitzer so lange gedauert, dass in der Zwischenzeit ein anderer Liebhaber das Fahrzeug ohne Erlaubnis abgeholt hatte.

Die nächste Gelegenheit, einen alten Wagen zu erwerben, ergab sich 1966. Bei der Schlosserei Spielmann in Niedergösgen stand ein Mercedes-Benz 170 V Cabriolet B im Garten, …in ebenso desolatem Zustand. Als neunzehnjähriger Lehrling ohne Fahrausweis wurde ich für 150 Franken Besitzer dieser Ruine. Beim Abholen musste zuerst die kleine Tanne, die durch den Motorraum gewachsen war abgesägt werden. Die Fahrt nach Hause war ein Familien-Abenteuer: Mein Stiefbruder fuhr das Schleppfahrzeug, meine Schwester sass am Steuer meines offenen Cabriolets und ich bediente die Handbremse, um das Fahrzeug an Kreuzungen und vor Rotlichtern zum Stehen zu bringen.

Ich habe den Wagen dann zerlegt, die Teile restauriert und wieder zusammengebaut. Das schreibt sich leicht, hat aber länger gedauert: Die Beschaffung der Ersatzteile war sehr mühsam. Aus diesem Grund fuhr ich per Autostopp nach Stuttgart, um in Untertürkheim die notwendigen Teile zu erwerben.

Mittlerweile studierte ich am Technikum in Windisch. In der dortigen Konstruktionswerkstätte konnte ich schliesslich die letzten notwendigen Teile anfertigen. Nach drei Jahren war ich endlich Besitzer eines fahrtüchtigen und von der Motorfahrzeugkontrolle geprüften Mercedes-Benz Cabriolets.

Schon bald war ich Mitglied im Oldtimerclub Bern. Aber mir fehlte die Möglichkeit, mit andern Mercedes-Benz Besitzern Probleme zu erörtern und Erfahrungen auszutauschen. So entstand die Idee, einen markenspezifischen Oldtimerclub zu gründen. Ich begann Adressen von Besitzern historischer Mercedes-Benz Oldtimern zu sammeln. Ihnen sandte ich 1972 meine erste Neujahrskarte mit einem Mercedes-Benz Veteranenfahrzeug als Sujet – einem SSK. In den folgenden Jahren kamen immer weitere Personen hinzu, denen ich jeweils meine neusten Neujahrskarten zustellte. Auf diese Weise ergaben sich persönliche Kontakte mit Fahrern von älteren Mercedes-Benz Fahrzeugen. Viele waren von der Idee begeistert, einen Markenclub zu gründen.

Der 300 SL-Fahrer Lehner in Biel empfahl mir Markus Ackermann als Mitstreiter. In Marcel Bugmann, auch er mit einem 170 V, hatte ich einen Aktuar zur Hand. Willi Schürch unterstützte die Idee, indem er sich als Beisitzer in einem künftigen Vorstand zur Verfügung stellte. Nun fehlte noch der Kassier. Also bat ich meinen Jugendfreund Edi Schaub, dieses Amt zu übernehmen. Gemeinsam erarbeiteten wir zwei den Entwurf für die ersten Vereinsstatuten. An zahlreichen Sitzungen mit den zukünftigen Vorstandsmitgliedern wurde die Gründung des Mercedes-Benz Veteranenclubs vorangetrieben. Im Spätherbst 1975 war es schliesslich soweit. Unserer Einladung zur Gründungsversammlung in der «Bündnerstube» in Rothrist folgten ungefähr 40 Interessierte. Unter ihnen befand sich erfreulicherweise auch Max Rauck, der als Vertreter von Daimler-Benz Stuttgart Wünsche zum guten Gelingen überbrachte. Gian Rico Steinemann, Vertreter von Mercedes-Benz Schweiz in Schlieren, übernahm nach der Genehmigung der Statuten das Tagespräsidium und leitete die Wahl des ersten Vorstandes.

Ein wahrlich historischer Moment: Gründungsversammlung des MBVC am 22. November 1975 in der «Bündnerstube» Rothrist. Am Vorstandstisch stehend Georges Bürgin, Präsident, rechts von ihm Kassier Edi Schaub, Beisitzer Willi Schürch (†), links von Georges Bürgin sitzt Aktuar Marcel Bugmann und, in die Akten vertieft, Markus Ackermann

(Foto: MBVC-Clubalbum)

1976 war das erste ordentliche Vereinsjahr. Die regelmässigen Treffen am Stammtisch und die erste Hauptversammlung im Frühling fanden in der «Bündnerstube» in Rothrist statt. Der erste Höhepunkt im jungen Vereinsleben war die Jahresausfahrt im Sommer ins Verkehrshaus Luzern zur Eröffnung der Ausstellung «90 Jahre Automobil». Nun feiern wir 35 Jahre Mercedes-Benz Veteranenclub Schweiz und 125 Jahre Automobil!

Erste Jahresausfahrt des MBVC am 3. Juli 1976 ins Verkehrshaus Luzern. Ausschnitt aus der bemerkenswert vielfältigen Fahrzeugreihe: (v. re. nach li.) 220 (W 187) Cabriolet B, Stuttgart 200 (W 02) Limousine, 130 (W 23) Cabriolet-Limousine und 170 V Cabriolet B. Wo sind sie bloss alle geblieben? (Foto: MBVC-Clubalbum)

Die erste Ausfahrtsplakette in der Geschichte des MBVC. Seit 1977 ziert jeweils ein historisches Fahrzeug das Metall

Herbstausflug 1978 mit Autobussen der Firmen Schürch und Dähler nach Stuttgart ins Mercedes-Benz Museum. Probesitzen in einem Mercedes Simplex von 1904: Am Lenkrad Georges Bürgin, neben ihm Käthy Schär, hinten Susi Schürch und Arthur Dietrich. Willi Schürch, stehend, und eher skeptisch (Foto: MBVC-Clubalbum)

1972 ging es los: Die erste Linolschnitt-Neujahrskarte von Georges Bürgin mit einem historischen Mercedes-Benz Fahrzeug (SSK von 1932)